19. Januar 2012

Zwiegespräche

Manchmal geht selbst Sin mir auf den Geist. Nämlich immer dann, wenn er sich so flexibel verhält, dass ihm alles egal und alles recht ist.
Wie soll ich da vernünftig mit dem Kerl arbeiten?

Und damit wäre ich beim Thema. Ich kann mal wieder nicht garantieren, wie lang der Post wird - wenn ich einmal anfange zu philosophieren, dann hör ich o schnell nicht wieder auf.
Mein Post zu vorhandenen oder nicht vorhandenen Ideen ist ganz gut angekommen, denke ich, aber mir fehlte da noch etwas. Nämlich die Sache zu den Charakteren, die ich noch ein bisschen ausgebaut habe, beim drüberlesen, aber irgendwie...
Irgendwie reicht das immer noch nicht. Und weil das endgültig den Rahmen gesprengt hätte, schreibe ich das Ganze eben nochmal einzeln. Und fange jetzt einfach nochmal ganz von vorne an zu erzählen, mit Sin und allem.

Also. Der Herr geht mir manchmal wirklich auf den Geist, weil ihm fast alles recht ist, wenn ich ihn frage, was ihm lieber ist, dann ist es ihm egal und ansonsten macht er eigentlich genau das, was er soll. Er wehrt sich nicht gegen das, was ich ihm sage was er tun soll  - der Grund, weshalb die Szenen mit ihm trotzdem aus dem Ruder laufen, liegt an seinen Gesprächspartnern, die nicht ganz mit ihm umgehen können.
Es ist Tear, da darf man sich nicht wundern.

Fakt ist aber, dass mir immer noch ein Stückchen Plot fehlt. Also habe ich erst Luka gefragt, ob der vielleicht eine Ahnung hat, was passieren könnte, aber nein...
Moment!
Du unterhältst dich mit deinen Charaktern und fragst sie, was in deiner Geschichte passiert?
Ja und?
Warum TUST du das? Es ist DEINE Geschichte, also bestimmst doch DU, was passiert?
... *lacht sich kaputt*

Fangen wir also ganz von vorne an. Was hatte ich noch gleich gepredigt? Richtig. Die Leute, die Leser und irgendwo sicher auch der Autor wollen alle lebendige Charakter. Wer hat Mitgefühl mit jemanden, bei dem während des Lesens nur das Gefühl hat, er würde durch die Geschichte geschleift, er hätte keine Seele? Wie soll man mit jemandem Mitgefühl haben, der einfach nur das tut, was er soll, der im schlimmsten Fall noch nicht einmal sich selbst treu ist, sondern schüchtern, sadistisch, völlig selbstbewusst oder einfach nur verpeilt ist - je nach Situation?
Wenn das schon nicht geht, wenn man nur liest - wie soll es dann ein Autor mit so einem Charakter aushalten? In Normalfällen (sehen wir also vom NaNo ab) schreibt man ein Buch viel länger, als man es hinterher liest. Lesen geht schnell. Schreiben nicht. Für die tollen Formulierungen braucht es Zeit, viel Zeit und noch mehr Nerven. Manche Leute wissen ja gar nicht, wie viel Herzblut hinter so eine Geschichte stecken kann.
Aber ich schweife ab, ich sehe es schon kommen.

Also. Charakter sollten/können/dürfen nicht langweilig sein, weil das auch dem Autor auf den Geist geht - gesetzt der Annahme, der kriegt das überhaupt mit, aber das ist ja meistens leider nicht so.
Für mich sind diese Leute, mit denen ich täglich hantieren muss erst lebendig, wenn ich mich mit ihnen unterhalten könnte, wenn es nicht auffallen würde, dass sie nicht echt sind, wenn man sie in der Stadt trifft oder so ähnlich.
Das heißt, man kennt sie praktisch in und auswendig. Man weiß ganz genau wie sie denken, wie sie fühlen, wie sie handeln und so weiter. Deswegen kann ich mit ihnen plotten - wenn ich nur wüsste, wo ich anfangen soll, eine Reaktion von ihnen zu bekommen.
(Ich muss mir mal kurz Musik anmachen. Geht ja gar nicht ohne.)
(So. Besser.)
Das Schöne an der Sache ist: Das Schreiben geht irgendwann sehr viel leichter von der Hand. Irgendwann weiß man einfach, welcher Satz als nächstes kommt, irgendwann weiß man, wie die Charakter eine Szene sehen und sie beschreiben. Ich habe teilweise frappierende Unterschiede in den Sichtweisen zweier Charakter in meinen Büchern. Was die anderen rechtfertigen, gehört für die anderen verboten. Und wo Grenzen liegen, ist sowieso vollkommen verschieden.
Und deswegen sind sie lebendig. So lebendig, dass ich mich nicht nur mit ihnen unterhalten könnte, sondern es auch tue. Ich kann sie fragen, was als nächstes passiert, auch wenn sie selbst keinen Plan haben - Fragen kostet ja nichts.
Ich kann mit ihnen reden. Mich praktisch bei ihnen auskotzen und sie verstehen mich. Halten mir die Hand und reden zurück.
Es klingt verrückt, aber es geht mir besser, wenn ich weiß, dass sie da sind.
Schreiben bedeutet eben auch, dass man nie wirklich alleine ist. Man hat immer Leute um sich, Tag und Nacht und manchmal halten sie sich nicht an den eigenen Schlafrhythmus. Sie haben eben einen eigenen. Genau wie sie ein eigenes Leben haben, das nur zufällig ziemlich eng mit meinem verbunden ist.
Können wir beide nichts für. Muss wohl Zufall gewesen sein.
Das Problem ist auch, dass das Reden umgekehrt funktioniert. Und sie mir irgendwelche Flausen in den Kopf setzen, mich einfach besuchen kommen und wieder verschwinden oder sich einfach irgendwo hinsetzen und so tun, als wären sie schon lange da.

Ich hab eine WG im Kopf, merk ich gerade.

Aber nein, ich bin nicht verrückt.
Glaub ich.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen