28. Mai 2013

Rock Hard Festival 2013 - Die Konzerte vom Samstag!

Ihr kennt das Spiel aus Wacken: Ich schleppe ein paar Tage Notizbuch und Stift mit mir rum und berichte über das Festival, die Konzerte, Gott und die Welt. Und ihr dürft es lesen. Viel Spaß mit dem Rock Hard Festival!

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(Die nicht ganz vollständige, weil abgesoffene, Wackenchronik)

Das Rock Hard Festival 2013 fand Pfingsten 2013, vom 17. - 19. 5 2013 im Amphitheater in Gelsenkirchen statt. Hier geht's zur offiziellen Website, das hier ist die Website vom WDR Rockpalast mit Fotos, Interviews, Live-Mitschnitten, etc.

Das Programm in Kurzform:
Horisont
Mustasch
Desaster
Naglfar
Ensiferum
D-A-D
Queensryche

Schwedischer Rock die erste: Wollen wir mal unseren musikalischen Horisont erweitern. 
Das Konzert beginnt - mal wieder - mit fehlendem Gesang: Das Mikrofon ist ausgefallen. Hätte die Technik das bloß nicht behoben, denn rein instrumental macht die Musik durchaus was her und das nicht zu knapp. Bis dann quasi wie aus dem Nichts ein lauter, schriller Schrei an unsere Ohren dringt. Tinnitus? Ach nee, das Mikrofon funktioniert wieder.
Wir stellen Theorien auf, weshalb der Sänger so singt wie er singt - oder so jault wie er jault. Ist er krank? Hat er Schmerzen? Kann er gar nicht singen, wurde von der Band gekidnappt und schreit jetzt um Hilfe? Wir werden es wohl nie erfahren... Zum Glück sitzt jeder Ton, ansonsten wäre das Desaster komplett - moment, die kommen ja später.
Fakt ist aber leider: Der Gute überbrüllt den Rest der - eigentlich guten - Musik, jagt uns einen gehörigen Schrecken ein und das Publikum von der Bühne weg. Na ganz toll.
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Schwedischer Rock die zweite: "Prost, ihr Säcke!" - "Prost, du Sack!" Na, das klingt doch schon besser. Ralf Gyllenhammer, seines Zeichens Sänger und Rhythmusgitarrist von Mustasch (Video einfach anklicken, läuft dann), kann zwar auch brüllen, dafür aber tiefer, leiser und definitiv mit mehr Stil. Innerhalb von nicht einmal fünf Minuten ist der schlechte Eindruck, den Horisont hinterlassen haben, verflogen und übrig bleibt Begeisterung. Merkt man auch daran, dass es auf einmal und wie auf magische Art und Weise wieder voller wird. Bei der Musik traut man sich aber auch gern mal etwas näher ran.

So muss das! So hab ich mir das vorgestellt! Das ist Festival.
"Aaaaaaaaand I will aaaaaaaaaaaalwaaaaaaays loooooooove youuuuuu..."
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Auf der Bühne wird es düster - unpassenderweise kommt genau jetzt die Sonne raus. Ob das den ganzen Black Metallern so passt? Hinterher werden die noch zu Staub oder so... Aber lassen wir das.
Ein Desaster betritt die Bühne, nein, das Desaster schlechthin (Black-Thrash-Metal tauft es das Rock Hard... ichhörjaschonauf), nein, die Band mit dem reizenden und vielversprechenden Namen Desaster. Gut, das haben wir heute schon gehabt, viel schlimmer kanns ja nicht mehr kommen.
Tut es auch nicht. Puh, Glück gehabt.

Spaß jetzt mal ganz beiseite, die Jungs spielen nämlich die Sorte Black Metal, der offensichtlich ganz gut ankommt. Ganz so, wie ich ihn kenne und eigentlich nicht liebe... Aber das hier ist überraschend okay, sodass ich mich dann auch überreden lasse, ein bisschen mitzufeiern. Nur die Thrash-Seite kriege ich nicht so ganz mit, aber sei's drum. Was das genau ist, kann mir ja auch egal sein.
Da sich übrigens nur ein Viertel der Band fürs Corpsepaint entschieden hat, versucht der Rest, das ganze mit bösen Blicken wieder wettzumachen. Klappt auch ganz hervorragend. Böse gucken können sie.
Fazit: Guter Durchschnitt das ganze, im Gegensatz zu gestern hab ich sogar gar keinen Lachflash bekommen. Dennoch - da geht noch was!
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Was da noch besser geht, zeigen uns Naglfar, auch bekannt als die Band, deren Name wahrscheinlich durchs Durcheinanderwerfen von Scrabblesteinen entstand. Meine Recherche erklärt mir dann, dass Naglfar altnordisch für "Totenschiff" ist, aber meine Scrabbletheorie mag ich lieber.
Die Jungs haben sich geschlossen für kein Corpsepaint entschieden, können aber trotzdem böse gucken. So böse, dass sich die Sonne nicht mehr blicken lässt und sich fürs erste nicht mehr raustraut.
Wie auch immer, Naglfar verfeinern die Kost von eben einfach ein bisschen und streichen das "Durchschnitt" aus dem "Guter Durchschnitt". Mehr Härte, mehr böse, mehr alles! Mehr Applaus übrigens auch...
Ich stelle fest, dass mein Black Metal Kochrezept anscheinend wunderbar funktioniert. Dabei sollte das doch nur ein Scherz...
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Ensiferum! Da sind sie, die ungeschlagenen Meister des Metverbrauchs und endlich mal wieder eine Band, die ich schon mal live gesehen und mich verliebt habe. Da sind die Ansprüche dann aber auch entsprechend, ich will nämlich eine gute Show mit Party, bittedankeschön.
Ich werde nicht enttäuscht. Nach zwei Runden düsterem und ernstem Schwarzmetall kommt endlich mal wieder ein bisschen Leben in die Bude, pardon, ins Theater. Mit Met und Kriegern lässt es sich halt ein bisschen besser feiern als mit Satan.
Band und Publikum stehen sich in Sachen guter Laune jedenfalls in nichts nach, auf der einen Seite Moshpit, Crowdsurfer, Pommesgabeln, etc., etc., auf der anderen ein wild herumhüpfender Bassist und eine headbangende Keyboarderin - die von den anwesenden Kameramännern und Fotografen grundsätzlich mehr Aufmerksamkeit erfährt als der Rest der Band. Dabei ist sie schon das zweite weibliche Wesen, das heute vor die Menge tritt.
Die Setlist lässt übrigens ebenfalls nichts zu wünschen übrig. Schön viele Hits, auf die ich auch gewartet habe, 'In My Sword I Trust' vom aktuellen Album ist dabei, dann die So-Gut-Wie-Partyhits 'Twilight Tavern', 'Ahti' und zum Schluss noch - zum Glück - natürlich 'Iron'. Dann ist die Party dummerweise schon vorbei - hey, wo ist der Met hin?
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D-A-D sind den Weg aus Dänemark nicht allein gekommen. Nein, sie bringen einen Schädel mit. Und was für einen! Da ist die Pyrotechnik ja fast schon zweitrangig, aber es ist schön warm. Das gefällt mir.
Wir vermuten zuerst Glam Metal, denn Papa und ich sind Banausen und kennen die Band nicht. Zu dem Trugschluss kommen wir, weil den werten Herren und Bassisten Stig Pedersen als ersten der vier sehen - und der in Lackleder auftritt, und dem breit 'Naughty' auf dem Hintern steht. Scheint wohl Exzentriker zu sein, denn der Kerl spielt außerdem noch mit Abstand die schrägsten Instrumente, die ich je gesehen habe. That (B)Ass, sag ich da nur. Kostprobe? Bittesehr:

Übrigens: D-A-D spielen Rock. Guten Rock, so viel sei vorweg gesagt.
Ich muss sagen, ich habe mich selten so gut unterhalten gefühlt. Liegt zum einen an der Musik, an den Effekten bestimmt auch, zum anderen aber auch an dem lustig-niedlich-schrägen Deutsch, das Sänger Jesper Binzer spricht: "Verstehen Sie, was ich sage?" - "Ja/Nein/Vielleicht/Was?" - "Das ist Liebe!"
D-A-D sind jedenfalls die Meister der Herzen für diesen Tag. Mehr Sympathiepunkte hätten sie wohl kaum in 60 Minuten einfahren können - mit oder ohne Effekten, das wäre egal gewesen.
Was man nicht im Video sieht, ist das da. Ich lasse das mal so stehen. 

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Queensryche laufen ohne Schädel, dafür aber mit neuem Sänger auf, nachdem die Band Geoff Tate hochkant rausgeschmissen hat. Und zumindest einem Zuschauer gefällt das nicht wirklich, der reckt der Bühne nämlich ungelogen die gesamten 90 Minuten den Mittelfinger entgegen. Na ja, wenn er es braucht...
Da ich auch von Queensryche auch noch nie was gehört habe,  kann ich an der Stelle keine Vergleiche anstellen. Ich kann aber definitiv sagen: Todd La Torre macht seine Sache ganz hervorragend. Wie alle anderen Bandmitglieder übrigens auch. Und das komplett gefüllte Amphitheater ist da ganz meiner Meinung - ignorieren wir den einen Kerl mal gekonnt.
Denn Queensryche werden hier nicht empfangen - sie werden wie Helden gefeiert. Durchgängig. Wer so eine Stimmung schon allein durch seine pure Anwesenheit hervorruft, darf sich auch mit Fug und Recht Headliner nennen.
Man bedankt sich gleich mehrmals für die gute Stimmung, dafür dass man hier spielen darf, für die grandiosen Fans, den Support, eigentlich für Gott und die Welt. Und das auch ganz zu recht.

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